Ásatrú

Unter Ásatrú werden verschiedene Ausprägungen des nordisch-germanischen Neuheidentums zusammengefasst. Im Neuheidentum werden indigene vorchristliche Religionen wiederbelebt. Der altnordisch/isländische Neologismus Ásatrú setzt sich aus „ása“, dem Genitiv von altnordisch „áss“ (Ase = Gottheit) und „trú“ (Treue bzw. Glaube) zusammen. Aus diesem Grund wird auch von der Asentreue gesprochen. Der Begriff Forn Siðr, welcher soviel wie Alte Sitte bedeutet, wird oftmals als Synonym für Ásatrú verwendet. Zu den Alten Sitten gehören beispielsweise das Abbrennen der Feuerräder am Julfest und das Anzünden von Osterfeuern. In Island und Norwegen ist Ásatrú eine anerkannte Religion.

Glaube
Ásatrú ist eine polytheistische und holistische Naturreligion, in der die Anhänger (persönliche) Götter und Göttinen aus der Götterfamilie der Asen und Vanen verehren und sich auf die Schriftensammlung der Edda beziehen. Zwischen den Menschen und den Göttern besteht ein Sippenband und gegenseitige Treue.
Die Asen sind himmlische Gottheiten, die sich in seelisch-geistigen, atmosphärischen und abstrakten Phänomenen wie Licht, Gewitter, Wind, Recht, Ordnung u.a. äußern. Die Vanen sind irdische Gottheiten, deren Bereiche Wachstum, Sexualität, Fruchtbarkeit sind. Ihre Elemente sind Erde und Wasser. Der germanischen Mythologie zufolge führten die Asen und Vanen einst einen erbitterten Krieg. An dessen Ende standen jedoch nicht Sieg und Niederlage, sondern die Versöhnung und Verbindung der beiden Göttersippen zu einem neuen und größeren Ganzen.
Einige bedeutsame Gottheiten sind beispielsweise der einäugige Himmels- und Windgott Odin, der Donnergott Thor und der Gott des Krieges und der Treue Tyr.
Der Glaube ob bzw. wie es nach dem Tod des Menschen weitergeht, wird jedem Ásatrúar selbst überlassen, so gehen die Vorstellungen von Wiedergeburt bis hin zur Aufnahme in die verschiedenen Götterreiche.
Ásatrúar praktizieren ihre Religion alleine oder gehören Gemeinschaften an.

Ethik
Die Tugenden im Ásatrú sind: Mut/Durchhaltevermögen, Wahrheit/Authentizität, Ehre/Rückgrat, Treue, Disziplin Gastfreundschaft, Fleiß, Selbstständigkeit/Eigenverantwortung, Ausdauer/Disziplin

Religiöse Praxis
Im Ásatrú gibt es keine Dogmen, so dass jeder die religiöse Praxis selbst ausgestalten kann, bei gemeinsamen Feiern wie beispielsweise an Mittsommer werden jedoch festgelegte Rituale und Abläufe verwendet.
Unter dem Begriff Blót wird ein Opferfest verstanden, dessen Ziel die Stärkung der Götter ist. Die Opfergaben sind beispielsweise Nahrungsmittel und Gegenstände. Ein Sumbel ist ein ritueller Umtrunk mit Trinksprüchen und Gesängen auf die Götter und dem Gedenken Verstorbener. Auch Schwüre und Gelübde werden in diesem Rahmen abgelegt.

Seidr
Seidr ist der Überbegriff für magische Praktiken. Zu diesen gehört beispielsweise die Runenmagie.

Meditation
Die Naturverbundenheit der Ásatrúar findet sich auch in Útiseta, dem so genannten Draußensitzen, wieder. Für die einen ist es ein Zustand in Trance, für die anderen das Einswerden mit der Natur und die willentliche Lenkung des Geistes auf ein Thema bzw. Ziel.

Feste
Unterschieden wird zwischen den Jahreskreisfesten und den Lebenskreisfesten. Zu den letzteren zählen Kindesweihe, Jugendleite, Eheleite, Totenleite.
Die meisten Ásatrúar feiern nach dem achtspeichigen Jahrerad acht Feste (Disting, Ostara, Wonnennacht, Mittsommer, Schnitterfest, Herbstfest, Winternächte und Julfeste), andere Ásatrúar feiern nur vier Feste (Julfest- Jólablót, Mittsommer- Sumarblót sowie Ostara- Várblót und Herbstfest- Haustblót). Die Sonnenfeste werden nach dem Kalender bestimmt, während die Mondfeste nach den Vollmonden bestimmt werden, die den Sonnenfesten folgen.