Schamanismus

Die Ursprünge

Schamanismus ist ein Begriff mit vielen Bedeutungen. Im engeren Sinne bezeichnet er die ursprünglichen Religionen Sibiriens, unter anderem Jakuten oder Samen. Im weiteren Sinne bezeichnet Schamanismus eine Vielzahl von Praktiken, die sich in ähnlicher Form in vielen Kulturen rund um den Globus finden lassen. Am bekanntesten sind mittlerweile die Schamanen Amerikas.

Grob gesagt ist ein Schamane ein Vermittler zwischen den Menschen seines Stammes und den Geistern (Tiergeister, Ahnen, Gottheiten, etc.), der zum Wohle seines Stammes agiert, aber auch die Harmonie zwischen Menschen und Geistern aufrecht erhalten will. Viel mehr kann man über echten Schamanismus gar nicht sagen, denn deren Praktiken und spirituelle Ansichten sind tief in der jeweiligen Stammeskultur verwurzelt und unterscheiden sich so von Stamm zu Stamm deutlich.

Essenziell für die Arbeit eines Schamanen ist allerdings das Erreichen von tiefer Trance und Ekstase. Häufig, aber nicht immer werden Werkzeuge wie Rasseln oder Trommeln eingesetzt, des Weiteren psychoaktive Substanzen wie Rauschkräuter oder -pilze. Um Schamane zu werden, muss man von den Geistern erwählt sein. Häufig durchläuft man eine lange und harte Trainingszeit und sieht sich mit äußerst schmerzhaften Initiationen konfrontiert. In seiner Stammeskultur hat der Schamane oft eine hochangesehene, aber genauso gefürchtete Position inne und sieht sich mit vielen Rechten, aber auch Tabus und Regeln konfrontiert.

Beliebte Einsatzgebiete der Schamanen sind Heilrituale, Divinationsrituale, Zeremonien zu wichtigen Lebensabschnitten (Aufnahme in die Gesellschaft, Ehe, Tod) und diverse Bannzauber und Flüche, die sich oft gegen böse Geister oder Hexen richten.

Neo-Schamanismus

Durch Mircea Eliades Werke wurde der Schamanismus in vielen Kreisen bekannt. Carlos Castañeda nahm diese auf und schrieb mehrere Werke (als Feldforschungen bezeichnet), in denen er vorgab, die Lehren des Schamanen Don Juan Matus zu vermitteln. Gerüchten zufolge soll Castañeda jedoch niemals Kontakt zu den Yaqui-Indigenen gehabt haben, die er in seinen Werken beschrieben hatte. Seine Bücher wurden aber sehr beliebt.

Der amerikanische Kulturanthropologe Michel Harner entwickelte in den 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts den sog. Core-Schamanismus, der im Zuge von Initiationen bei Naturvölkern in Südamerika und weltweiten Feldstudien schamanischer Praktiken entstand. Er stellte fest, dass sich die fundamentalen Prinzipien der schamanischen Praxis bei allen indigenen Völkern als ähnlich erwiesen, seien sie nun in Sibierien, Australien, Südafrika, Nord-oder Südamerika beheimatet. Im Core-(Kern-) Schamanismus werden somit die Grundlagen praktischen, schamanischen Wissens und zentrale "Techniken" vermittelt, ohne die Praktiken einer ethnischen Gruppe zu imitieren. So besteht die Möglichkeit, sie in die eigene Kultur (wieder) zu integrieren. Schamanismus wird nicht als Religion gesehen, sondern als Praxis, die im Rahmen jeder Religion ausgeübt werden kann.

Als zentraler Weg, um Informationen und Hilfe aus der "Nicht alltäglichen Wirklichkeit" (der Anderswelt) zu erhalten, dient das sog. Reisen in Trance z.B. mit Hilfe der Trommel, Rassel, Tanz. Der schamanisch Reisende nimmt dabei Kontakt auf zu spirituellen Lehrern und anderen Verbündeten (z.B. Krafttiere, Hilfsgeister, Pflanzengeister). Die Zuhilfenahme von Drogen wird in diesem Rahmen abgelehnt. Die Trancereise hat in jedem Fall ein vorher definiertes Ziel oder Zweck. Im Sinne des tratitionellen Schamanismus sollte sie der Hilfe, Heilung oder der Gemeinschaft dienen.

Es geht nicht darum, ein Schamane zu werden (was meist mit tiefgreifenden initiatorischen Erfahrungen verbunden ist und in unserem Kulturkreis gesellschaftlich nicht mehr eingebunden ist!). Die schamanische Erfahrung kann vielmehr die Möglichkeit bieten, wieder Zugang zu erhalten zu tieferen Schichten des Bewußtseins. Und auf diesem Wege Hilfe und Antworten zu erhalten für die "Alltägliche Wirklichkeit". Ziel kann auch sein, dass ein verstärkter Wiederanschluß an die Natur im Allgemeinen und der Natur in einem selber möglich wird.